Sonntag, 5. November 2017

Überfälliges Geständnis

Rechtsruck in ganz Europa, weltweit Kriege und Flüchtlingsdramen, religiöser Wahn, Terror, psychisch Kranke, die ihre Familien ausrotten, Verharmlosung  oder Abstreiten des Klimawandels, Hass, Gewalt, Lügen in Netzwerken – und ...
Peter Pilz.

Da wir die großen Bedrohungen nicht lösen können springen wir eben auf den Zug der Hysterie auf. 
Darf man es eigentlich aussprechen? Darf man sagen: 
Wenn sich heute eine Frau in einem kleinen Ort am Land darüber aufregt, dass sie beim Feuerwehrfest von einem widerlichen Typen blöd angemacht wurde, so hat sie‘s am nächsten Wochenende bei der 11er-Messe gleich mit einem ganzen Schippel widerlicher Typen zu tun, die blöd daherreden. 

Darf man das laut sagen? Auch wenn es so ist, auch wenn jeder weiß, dass das die Wahrheit ist?

Wenn sich ein Mädchen gegen besoffene Machos wehrt, wird es diskriminiert und vielleicht sogar begrapscht,  ein  Bursch, der sich gegen widerliche Stänkerer wehrt, ist sowieso kein richtiger Mann und kriegt eine in die Goschen.  
So ist das.

Und jetzt reden alle plötzlich über den Peter Pilz.

Der hat – angeblich – im Suff eine Zechgenossin belästigt. Die kommt dann darauf, dass es ihr unangenehm war, beklagt sich und verlangt aber ausdrücklich, dass der Pilz das nicht erfahren soll. Sie will anonym bleiben und hofft, dass keiner was sagt. Trotzdem taucht die Geschichte plötzlich in der breiten Öffentlichkeit auf. Sind wir nun endgültig im Kindergartenland angekommen?

Es gibt bis heute keine konkrete Anklage aber bereits ein Urteil. Und das ist der eigentliche Skandal. 
Wer sich wehren will muss sich stellen – sonst wird’s ein Kinderspielchen nach dem Motto: Ich weiß was, aber ich sag’s nicht - das werden hoffentlich andere für mich richten.

Das Netz ist voll von Behauptungen, auf die sich Millionen von Laienrichtern stürzen – weil, „es hätt‘ ja sein können!“

Ja, hätt‘ sein können. Vieles hätt‘ sein können.

Auch Menschen, die sich nicht als primitive Machos einschätzen, kann es treffen. Ab wann etwas als „lästig“ empfunden wird ist so was von individuell, dass auch Missverständnisse passieren. 

Wenn im Alkohol die Hemmungen fallen und einer glaubt, Frauen wollen keine Männer, die leicht aufgeben – schwuppdiwupp – liegt trotz Abwehr, also "Zierens" der Angebeteten, die Hand schon am falschen Knie und müsste in einer öffentlichen Zeremonie Jahre später als Corpus Delicti abgehackt werden.

Kann sein.

Alles kann sein, denn unsere Gesellschaft ist nun einmal dekadent – ob Männer oder Frauen.

Man kann mögliche Szenarien auch satirisch überspitzen:

Tagtäglich werden Frauen von Ärzten begrapscht und können nicht feststellen, ob das nun medizinisch notwendig war oder nicht. Wer weiß, was in diversen OP-Sälen passiert, wenn Frauen mittels KO-Spritzen gefügig gemacht wurden?

Wann werden endlich Lehrer und Lehrerinnen öffentlich eingestehen, dass sie permanent Kinder missbrauchen – Mädchen und Buben?

Das Geständnis muss lauten:

„Ja – alle Bemühungen, auf Kinder- und Frauenrechte hinzuweisen, zielten darauf ab, dass unsere Zöglinge später einmal  imstande sind, sich etwaigen Nebenbuhlern zu verweigern. 

Wenn wir ein „gedeihliches Miteinander“ anstrebten, so war das nur nur ein Vorwand, um die nötige Vertrauensbasis für Gruppenmissbrauch zu schaffen.

Normalerweise hat man seine Arbeit zu hassen – wir aber lieben sie. Und das ist wohl das untrüglichste Zeichen für unsere Verderbtheit und Täterschaft!

Abgesehen davon, dass wir täglich von den uns Ausgelieferten verlangen, uns zu huldigen, gefügig zu sein und schriftliche Bekenntnisse abzulegen , treiben wir sie in schwachen Stunden in Laufsäle und Turnhäuser (was wohl zu verräterischen Wortspielen verleitet).

Dort zwingen wir sie in die Knie und befehlen ihnen, sich auf weichen Matten lasziv zu räkeln. Auf eine Rolle sollen sie sich vorbereiten – aber welche Rolle da gemeint ist, das wissen die Kleinen noch gar nicht.
Und dann müssen sie auch noch selbst ihre Matten wegräumen – der Gipfel an Erniedrigung!

Als Schiedsrichter bei Ballspielen ahnden wir Fouls und Berührungen je nach Eifersuchtsgrad und achten insgesamt darauf, dass diese jungen, stählernen Körper für uns unversehrt bleiben.

Wir stellen Reck und Barren auf, einerseits, um die Geschmeidigkeit des Beckens zu trainieren, und andererseits, das Begrapschen als „Hilfe geben“ tarnen zu können.

Es gibt sogar eigene „Betatschungs-Seminare“ als Fortbildung, wo die besten Griffe und Stellungswechsel beim Einsatz einschlägiger Geräte gelehrt und vertieft werden.

Keinen interessiert, ob den Mädels und Buben angenehm ist was wir tun.-  Ist es nicht. Sie sagen es eh immer wieder und wollen sich wehren – aber wen kümmert’s? Und das ist gut so.

Und auch Ihr sagt bitte nichts weiter.

Denn wenn sich die Wahrheit herumspricht würde ein Scheißwind (Shitstorm) entstehen und der Herr Pilz kann sich entspannt zurücklehnen. Und das wollen wir ja nicht, wenn er schon so schön essfertig am Tablett liegt.


Der Überlebenswille befiehlt: Wenn du vor einem Abgrund stehst gibt es nur eines: Zurücktreten.