Montag, 21. Dezember 2020

Mutanten

Jessasna! 

Jetzt mutiert dieses Virus auch noch!

Zwar auf Englisch – also geht’s uns noch nix an – aber immerhin.

Bis jetzt hat es sich stabil verhalten. Das Einzige, was mutiert hat, war unser zivilisiertes Leben.

So schön war’s noch bis vor einem Jahr!

Wir konnten uns distanzlos beflegeln, jedem Wunsch nach Körperkontakt handgreiflich nachkommen, die Lehrer waren faule Trainings-Sandsäcke für Medien, Kinder und Eltern, die jeweilige Regierung konnte ungehindert sticheln und streiten und wir durften sie ungehindert kritisieren und trotzdem wählen.

Wir mutierten im letzten Jahr zu weisen Netzwerk-Wissenschaftlern mit Anspruch auf alle möglichen Wahrheiten im vielfältigen Reich von Posen und Postings, die Lehrer mutierten in den Köpfen der vormals mehr als 8 Millionen österreichischen Schulexperten plötzlich zu pädagogischen Rettungsankern, weil viele Eltern d’raufgekommen sind, dass ein Helikopter doch nicht so hoch fliegen kann wie die Erwartungen verwöhnter Hascherln. Die müssen jetzt wohl und übel auf dem Boden der Selbstverantwortung begreifen lernen, dass ein PC nicht nur zum Spielen da ist.

Und die Regierung?

Hätten wir doch noch die vergangene Regierung mit dem armen, verkannten und so gemein hineingelegten Zahntechniker als Vizekanzler mit besten Connections zu russischen Oligarchen!

Da hätten wir schon längst einen chinesischen Impfstoff!

Und der wäre sicher der beste, denn immerhin haben die Chinesen das Virus absichtlich freigesetzt, also hatten sie schon lange vorher einen Impfstoff entwickelt. Man musste nur noch abwarten, bis die globale Notwendigkeit und daher die Nachfrage stieg. So macht man Geschäfte! Dagegen war Ibiza ein Lärcherlschas.

Was haben wir jetzt davon? Für uns gibt es bald Impfungen, durch die – wie man hört - Gesichtslähmungen auftreten. Wir werden daher zwar nicht infiziert sein, dafür können wir aber nicht mehr lachen.

Egal. 

Es gibt auch nichts mehr zum Lachen. Denn was macht unsere seinerzeit noch demokratisch gewählte Regierung? Sie mutiert zu einer tollpatschigen (aber nicht linkischen) Truppe mit einem Bewegungsprofil, das dem unserer Fußball-Nationalmannschaft ähnelt. Vorpreschen und Eigentore schießen.

Statt die jahrzehntelang eingebürgerten Einschränkungen der persönlichen Freiheit weiterhin zu dulden verlautbaren sie plump, dass sie selbst diese Einschränkungen erfunden hätten.

Jeder Wirt oder Veranstalter hat zum Beispiel das Recht, Gäste hereinzulassen oder rauszuschmeißen, die sich nicht an seine Regeln halten. Das war schon immer so.

Zum Opernball darf der Herr nur mit Frack. Sonst darfst er nicht rein. Auch das war immer schon so. Wo bleibt da die persönliche Freiheit?

Im Wirtshaus darf man nicht auf dem Stammtisch kopulieren, obwohl es sich doch nur um einen Austausch von Liebe und Zuneigung handeln würde. Nein, das darf man nicht. Wo bleibt da die persönliche Freiheit?

Ein Kabarett-, Opern- oder Konzertveranstalter könnte nur Leute mit einem negativen Coronatest hereinlassen. Damit schützt er sein Publikum und seine Künstler.

Aber unsere Regierung macht daraus eine kindische Konsumenten-Verordnung für eine läppische Woche – anstatt das Recht der Veranstalter generell zu dulden. Das nennt man: Vorpreschen und Eigentor schießen.

Und danach schließen wir wieder alle Theater?

DAS ist Einschränkung der persönlichen Freiheit. Du darfst nicht hingehen, obwohl es Lösungen gäbe.

So wie es im Kulturleben Bedingung ist, sich eine Eintrittskarte zu kaufen, so wird es doch vom Kulturinteressierten nicht zu viel verlangt sein, sich für einen geschützteren Kulturgenuss einer Gratistestung zu unterziehen. Man muss sie nur ermöglichen. Wirklich Kulturinteressierte würden das gerne tun, wenn damit das Kulturleben weiter existieren kann.

Wer das als Einschränkung der persönlichen Freiheit sieht wird an Kultur ohnehin nicht sehr interessiert sein. Der geht lieber protestieren. Auch gut. Die Freiheit hat er ja schließlich noch.

Wenn du mit dem Auto fährst musst du dich anschnallen und darüber hinaus – besonders perfide! -einen Führerschein vorweisen können. Eine Frechheit!

Als harmloser Fußgänger darfst du keine Waffe eingesteckt haben. Was man im Lodenmanterl oder der Bomberjacke mit sich trägt geht doch keinen was an! Ok – man darf die Waffe nicht benützen. Man trägt sie ja nur mit, um sich sicherer zu fühlen. Das muss doch reichen!

Dass man sich auf Veranstaltungen sicherer fühlen würde, wenn alle Beteiligten getestet wären – das ist dann wieder ganz was anderes. Das ist dann nur Willkür einer Regierung.

Und viele Gleichgeschaltete in unserer mutierten Gesellschaft laufen mit.

Ist das noch ein Leben?

Keine Kultur, kein Lachen, keine Freiheit, Experten widersprechen sich, keine Hilfe von irgendwo, alles ist falsch, verlogen, Fake und fäkal – mit einem Wort: 

Da kann man sich nur mehr dorthin drehen, wo man eh schon die ganze Zeit war, nämlich „heim“.

 Und damit das leichter fällt ist die Beihilfe zum Suizid ab sofort erlaubt!

 Wie viel Freiheit wollen wir denn noch?