Es war in Österreich und es war eine
schwere Zeit.
Die Menschen
wollten sich von den Rückschlägen der letzten Jahre erholen. Sie wollten wieder
ein normales Leben führen – so wie vor den bitteren Ereignissen.
Überleben
und froh sein, dass das Schicksal sie bisher nicht erwischt hatte – das schaffte
Vertrauen in die Ratschläge und Gesetze der neuen Politik. Es würde aufwärts
gehen und das Leben wäre nicht mehr eingeschränkt und düster.
Aber
nicht alle dachten so.
Eine
kleine Gruppe von Unbelehrbaren sahen ihre Chance gekommen. Sie warfen den
anderen vor, Mitläufer zu sein, die Herrschenden nicht zu durchschauen und
blind in eine Falle zu tappen.
So
kam es, dass eine Minderheit lieber einer anderen Politik vertraute, einer
Ideologie, die mit Warnungen, Versprechungen und mit dem Schüren von Ängsten
Unsicherheit erzeugen und die bestehende Ordnung spalten wollte.
Die
anderen jedoch – jene besagte Mehrheit – ließ die Unangepassten gewähren, erstens
weil sie ohnehin nur eine kleine Minderheit waren, weil man von Problemen und
Unruhe wahrlich genug hatte und weil man dachte, dass es nur einige Mitläufer
von destruktiven Populisten seien.
So
dachte jeder, der jeweils Andere wäre ein Mitläufer und kümmerte sich nicht
weiter darum, weil alle dachten, die anderen würden irgendwann gescheiter
werden.
Wer
aber die Menschen kennt, der weiß, dass das nicht möglich ist. Wer bisher
geirrt hat wird sich nicht auf die andere Seite schlagen, denn da müsste er ja
zugeben, dass er sich bisher verrannt hatte. Das schaffen nur die ganz Großen
und die gab es nicht.
Und
so gaben die Störenfriede keine Ruhe. Sie nützten jede Gelegenheit, sich als
mutige Kämpfer für Freiheit und Demokratie ins wahrlich rechte Licht zu rücken, sie provozierten wo es ging, waren zwar genauso schlecht infomiert wie alle anderen, weigerten sich aber, hinzuschauen,
wenn es Tatsachen zu sehen gab. Was nicht ins Bild passte, dass durfte es auch
nicht geben.
Sie
veranstalteten Aufmärsche, setzten sich über Verbote hinweg - weil Mutige das
nun mal tun – und sie setzten die Gesundheit und das Leben aller anderen aufs
Spiel, indem sie blind dem ein oder anderen Hassprediger, Volksverhetzer und
politischen Scharlatan huldigten. Denen glaubten sie jeden Blödsinn und fühlten
sich dabei im Recht.
Sie
taten also das Gleiche, was sie der Mehrheit vorwarfen.
So
mancher, der seines schlichten Daseins überdrüssig ward, fühlte sich
bedeutender, wenn er sich den vermeintlich Mutigen anschloss und glauben
konnte, er sei nun Teil der Geschichte, die es galt, umzuschreiben.
Sie
preschten und stürmten voran, wurden immer mehr, ließen sich weder von Verboten
oder Aufrufen zu menschlicher Solidarität aufhalten und nützten demokratische Strukturen,
um ihre eigene Diktatur durchzuboxen.
Sie
bezeichneten sich als STURMABTEILUNG – genannt SA. Und das war vor genau hundert
Jahren. 1921 formierte sich in Österreich die SA und ebnete das Terrain für die
Nationalsozialisten.
Die
Mehrheit schaute so lange zu bis es zu spät war, bis sie wieder dort anlangte,
woher sie gekommen war - aus einem Weltkrieg.
Heute
weiß kaum jemand davon. Erstens weil keiner damals gelebt hat und zweitens,
weil er in der Schule nicht aufgepasst hat.
Und
sollte heutzutage wieder so etwas passieren, so wird es niemanden geben, der seinen
Irrtum eingesteht. Denn in solchen Gruppen gibt es keine Großen.
Aber
so etwas passiert doch heute nicht mehr! Die Menschen sind vernünftiger
geworden.
Obwohl
...
Schon im Trivialen spiegelt sich das Wahlverhalten der Österreicher. Man denke nur an das Publikumsvoting bei Dancing Stars. Oder an die Produktauswahl vieler Konsumenten: Erst kommt das Häuselpapier.
Scheiß drauf - is eh wurscht.
Wenn
du allerdings zu Aufmärschen gehst, dann achte darauf, wer hinten mitrennt und
sich ins Fäustchen lacht. Es sind nicht immer die guten Schäfer, die eine Herde
antreiben.
Aber
wem sage ich das? - Den guten Mitläufern oder den bösen Mitläufern?
Das
erkennst du, wenn draußen ein paar wurmmittelverseuchte Kämpfer demonstrieren,
während drinnen die Leute gegen eine Krankheit kämpfen, die sie vermutlich nur unter
Mitwirkung eines gleichgeschalteten Pflegepersonals vortäuschen.
Etwas
anderes würde ja nicht ins Bild passen.
Außer
vielleicht in hundert Jahren. Da würde diese Geschichte wieder die gleiche
Geschichte sein:
Es
war in Österreich und es war eine schwere Zeit.
Die
Menschen wollten sich von den Rückschlägen der letzten Jahre erholen. Sie
wollten wieder ein normales Leben führen – so wie vor den bitteren Ereignissen.
Sie
wussten, dass es nicht leicht sein würde, aber sie nahmen viele
Unannehmlichkeiten in Kauf, um gemeinsam in eine bessere Zukunft blicken zu
können.
Überleben
und froh sein, dass das Schicksal sie bisher nicht erwischt hatte – das schaffte
Vertrauen in die Ratschläge und Gesetze der neuen Politik. Es würde aufwärts
gehen und das Leben wäre nicht mehr eingeschränkt und düster.
Aber
nicht alle dachten so .................