Angenommen
du möchtest auf einen hohen Berggipfel. Nicht aus sportlichen Erwägungen – nein
– du willst lediglich auch einmal ganz oben sein.
Du hast
zwei Möglichkeiten: Du kannst mit dem Lift hinauffahren oder über einen
Gletscher gehen, wo tiefe Gletscherspalten lauern.
Die
Entscheidung ist leicht, wirst du denken.
Irrtum!
Viele –
fast schon eine Mehrheit! – sagen: „Der Lift ist gefährlich, das Seil könnte
reißen oder man kann hinunterfallen, oder …“ – Diese Vielen gingen also lieber in
die Gletscherspalten.
„Dumm.“
sagst du? Vielleicht. Aber Angst verleitet zu paradoxen Entscheidungen. Und vor
Dummheit warnen wäre auch paradox, weil Dummheit keine Warnungen versteht.
Jedenfalls
kommen fremde Leute zu uns und das bringt Probleme. Es gibt zwei Möglichkeiten:
Man kann sie kennen lernen und dann entscheiden, ob sie einem was tun (denn
sicher sind da auch ein paar Arschlöcher dabei) – oder man schickt sie
irgendwohin, auf dass einige von ihnen wieder zurückkommen (und das sind dann
sicher genau diese Arschlöcher). Die Netten bleiben wo anders.
Paradox.
Da soll
ein Flüchtlingsquartier entstehen. „Gefahr! Angst! Überfälle, Mord,
Vergewaltigungen, Raubzüge – alles schon einmal da gewesen!“ rufen die
Panikmacher bevor noch ein einziger Flüchtling eingezogen ist. Eine Bürgerwehr
formiert sich. Ob die eigentlich auch die Flüchtlingskinder vor einheimischen
Missbrauchstätern schützt?
Es gab
Übergriffe und Vergewaltigungen durch Asylwerber. Daher müssen alle verbannt
werden, denn damit sind wir die potentiellen Täter automatisch los. Was ist
jedoch mit den „inländischen“ Kinderporno-Konsumenten, den Missbrauchstätern in
so manchen Familien, den ehelichen Gewalt- und Vergewaltigungstätern und den
Cyber-Kriminellen? Der Logik folgend müssten daher auch alle Inländer weggeschafft
werden, damit wir lückenlos die bedenkliche Dunkelziffer an Tätern loswerden
(diesbezügliche Statistiken sind erschreckend!).
Paradox.
„Die
Mindestsicherung für Flüchtlinge soll gekürzt werden!“ rufen die, die eh schon
wenig oder nichts haben.
Politiker
und Reiche finden diese Idee grandios. No na – das ist gut für sie.
Abgesehen
davon nämlich, dass die Flüchtlinge, die man noch rausschmeissen könnte,
sowieso keine Mindestsicherung kriegen, werden die nötigen Aufwändungen (ohnehin
ein minimaler Bruchteil des Budgets!) eben von wo anders abgezweigt, nämlich
vom restlichen sozialen Netz (z.B. Mindestlöhne, Bildung u.s.w.). Das heißt:
Die, die eh schon wenig oder nichts haben, wollen bei sich selber kürzen.
Paradox.
Ok – ja,
ich verstehe – es hängt von den Arbeitsplätzen ab und wie man hört nehmen die
Flüchtlinge Arbeitsplätze weg. Wieso wurde diese Mindestsicherung dann schon
vor der Flüchtlingswelle eingeführt? Waren da die Arbeitslosen selber schuld?
Und
außerdem: Man unterscheidet pro forma zwischen Kriegsflüchtlingen und
Wirtschaftsflüchtlingen. Erschossen werden ist wohl schlimmer als verhungern.
Kriegsflüchtlinge
sind arm und wollen ihren Kopf retten. Wirtschaftsflüchtlinge hingegen wollen
nur mitnaschen und bei uns arbeiten, also für ihre Existenz etwas leisten (das
kann man bei uns nämlich noch).
Leider
wird es eine Weile dauern, bis es sich endlich herumgesprochen hat: Eine
belebte Wirtschaft kann in Wahrheit Arbeitsplätze schaffen. Trotzdem schmeißen
wir die wieder raus, die beleben könnten und lassen die bei uns, die so lange
durchgefüttert werden wollen, bis bei ihnen zu Hause der Krieg aus ist.
Das
heißt: Wir verjagen wirtschaftliches Potential und behalten die, die was
kosten, damit keiner sagen kann, wir wären unmenschlich (und das wäre es
auch!).
Paradox.
Und dann
gibt es die, die mit Hass-Postings und abnormen Gewaltphantasien gegen andere
so tun als würden sie sich Sorgen um unser Österreich machen. Die wollen mit
Hass und Gewalt Liebe beweisen? Vergewaltiger tun auch nichts anderes. –
Paradox.
Wieso
entscheiden sich so viele lieber für die Gletscherspalten statt für den Lift?
Wer unser Land angeblich so liebt wie das Leben sollte keine Angst davor haben,
dass vielleicht auch einmal ein Seil reißen könnte.
Ja, Angst
kann teuflisch sein.
Richtet
es aus den angeblich „Heimattreuen“, denn mit dem Schaden, den die anrichten
sind sie selbst so paradox wie ihre Angstmache.
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