Mittwoch, 29. April 2020

Virus Bevölkerungskontrolle

Nach zahlreichen Facebook-Postings über die Gefahren der Bevölkerungskontrolle in Corona-Zeiten wird es für mich Zeit, das dezente Schweigen zu brechen.

Seit Jahrzehnten schon findet Bevölkerungskontrolle statt - möglicherweise zum Vorteil, möglicherweise auch zum Nachteil von uns allen. Ausgerechnet jetzt nach ein paar Wochen Corona-Maßnahmen aufzuschreien halte ich für einen voreiligen Rundumschlag, vergleichbar mit zornigen Kindern, die aus lauter Trotz und Frust ihr Spielzeug durch die Gegend schmeißen.

All jenen, die uns in Facebook mit Weisheiten versorgen, wie man es NICHT machen soll, ohne aber konkrete Alternativ-Vorschläge anzubieten sei gesagt:

"Wenn ich es recht verstanden habe, so wollt ihr, dass sich mündige Bürger nicht alles bieten lassen.

Ok – so soll es sein:

Als mündiger Bürger stelle ich mich hiermit eurer fragwürdigen Meinungsmache entgegen.
Ihr bombardiert uns seit Wochen neben einigen alternativen „Expertenmeinungen“ – die genauso schwer zu überprüfen sind wie die derzeit gängigen Statements – auch mit nachweislichen Falschmeldungen, fragwürdigen Vergleichen, rechtspopulistischen Parolen a la Kickl, Diffamierung Andersdenkender und mit Aufrufen zum Systemboykott (angeblich aus Sorge um Arbeitsplätze). 

Dazwischen widersprecht ihr euch selbst mit buddhistischen Weisheiten und mehr oder weniger gescheiten Kalendersprücherln zum subjektiven Zurechtbiegen.

Ihr nützt die von anderen hart erkämpfte Freiheit, um über Unfreiheit, Unterdrückung und systematische Bevormundung zu klagen und untermauert das mit erschreckend deutlicher historischer Unwissenheit.

3 aktuelle Beispiele aus den letzten Tagen:  

1. Die Corona-Situation wird mit dem Milgram-Experiment verglichen und Bedenken geäußert, dass wir das nicht realisieren. 

Erstens war das Experiment nicht in den 70er Jahren, sondern in den frühen 60er Jahren – wie auch immer – jedenfalls zu einer Zeit, wo man über Massenvernichtungen auf Grund von Anpassung und Gehorsam schon Bescheid wusste und die Gründe dafür eruieren wollte. 

In unserer Corona-Zeit mussten schnelle Maßnahmen ohne Wissen über eine vergleichbare Situation getroffen werden, um möglichst Massenvernichtung zu verhindern. Der Vergleich hinkt daher gewaltig. 

Dass wir alle schon seit Jahren Überwachungsstrategien (auch bei Facebook) akzeptieren, ist auch meiner Meinung nach eine bedenkliche Tatsache, hat aber mit der Corona-Situation absolut nichts zu tun. 

Wer sich ausgerechnet per Facebook über schleichende und unrealisierte Überwachung mokiert, ist am falschen Platz.

(Tipp: Neben der Doku zum Milgram-Experiment ist eine ca. 20 minütige Sequenz aus dem Film „I wie Ikarus“ mit Y.Montand zu empfehlen.)

2. Ihr vergleicht die Hinnahme der Corona-Vorgaben mit 1933. Was soll da gewesen sein? Hitler wurde deutscher Reichskanzler, aber eher nicht durch das kritiklose Volk, sondern durch die Laschheit des greisen Herrn Hindenburg. 

Der Hype um Hitler hat erst dann eingesetzt, als mit gezielten Falschmeldungen, rechtspopulistischen Parolen, Diffamierung Andersdenkender und hinterhältiger Schein-Reduzierung der Arbeitslosigkeit die Kritiklosen eingekocht wurden. Wer hier unbedacht Vergleiche zieht, könnte selbst schnell ins Kreuzfeuer gelangen. – 

Der 1933 in Österreich beginnende Kampf gegen den Austrofaschismus ist wohl auch kein Beispiel für kritiklose Unterwerfung. Wer also so einen blödsinnigen Vergleich  schreibt oder unwidersprochen postet hat keine Ahnung von Geschichte.

3.  Es wurde ein Lied von Christoph & Lollo gepostet (https://www.youtube.com/watch?v=VWHSdRB25Zgund keiner scheint zu merken, dass die Kritik in diesem Lied genau auf euch zutrifft. Was ihr aus dem Netz für Informationsschrott und –müll hervorholt und hier fast stündlich ablagert ist gigantisch und nervt mittlerweile.

Jeder hat sicher das Recht, Blödsinn zu reden, solange er erfrischend und nachvollziehbar ist. Eure Performance ist nur mehr verbissen, frustriert, destruktiv, populistisch  und extrem widersprüchlich.

Überrascht uns doch endlich mit sprühend-spannenden, konkret-konstruktiven Ideen, wie ihr im Falle politischer Verantwortung agieren würdet! 

Aus dem gemachten Bett der Nichtverantwortung über die Entscheidungen der Verantwortlichen zu mekkern und ihnen die Einleitung der Diktatur zu unterstellen ist billigster Aktionismus und darf von mündigen Bürgern nicht geduldet werden.

Genau das tue ich hiermit - auf euren eigenen Wunsch.

Wird’s was nützen? Wohl kaum. Denn die Arroganz, euch selbst als „mutige Systemkritiker“ zu sehen und alle anderen als unterwürfige Herdenlämmer wird sich nicht so leicht abstellen lassen. Und außerdem müsstet ihr euer bisheriges Handeln hinterfragen, was laut Milgram-Experiment nur wenigen gelingt.

Wir können jetzt gespannt sein, wie ihr polemischen Forderer kritischen Denkens selbst mit Kritik umgeht. Jetzt zeigt vor, was ihr von anderen erwartet.


Diese Forderung meinerseits und eure – hoffentlich konkreten Vorschläge – werden dann in diesem Blog noch länger nachzulesen sein.

Für klar definierte Aktionen gegen Kritiklosigkeit und widerspruchslosen Gehorsam bin ich jederzeit zu haben. Für polemische Mekkerei nicht...


Sonntag, 26. April 2020

Heimabend - 8

Hi, ihr Lieben!

"Klassik" ist für viele Menschen "fad". Reden wir nicht lange herum: 

Erinnert euch an "Ave Maria" mit Bobby McFerrin (siehe Heimabend 4) oder schaut, wie die Biermöselblosn zu Mozart stehen:





Und überhaupt: Was wäre die Rockmusik ohne Klassik? Wie ihr sicher bemerkt habt, soll es in der Heimabend-Serie um weitgehend unbekannte oder seltene Schmankerln gehen. Eines davon ist die Gruppe NEW TROLLS - schon gehört? Nein? Dann wird's Zeit für ein "Concerto Grosso":




Aus meinem persönlichen Erinnerungsalbum hole ich eine junge Dame in diesen Beitrag, die etwas ganz Besonderes ist:



Sieglinde Feldhofer kommt aus St. Kathrein am Hauenstein, der Heimat des Schriftstellers und Lehrers Peter Rosegger (wahrscheinlich hält man auch mich deshalb so oft dort auf (bzw. "aus")) und singt hauptsächlich an der Grazer Oper, aber auch in Mörbisch u.s.w. - Am besten, du schaust einmal in ihre Homepage:  http://sieglindefeldhofer.com/

Für die Herren der Schöpfung: eine sehr gut aussehende junge Dame. 
Ihr Freund ist der südtiroler Bariton Andre Schuen - in den Opernhäusern der ganzen Welt zu sehen - für die Damen der Schöpfung: ein sehr gut aussehender junger Mann, wie man sich leicht überzeugen kann:

https://www.andreschuen.com/#home

Die Geschwister von Andre Schuen sind auch bekannt als die Weltmusik-Gruppe GANES: http://ganes-music.com/

Hier mit einem Lateinamerikanischen Song:





Man kann das Thema Oper nicht streifen ohne eines der berühmtesten Stücke auszuwählen - hier eine der besten Aufnahmen des Gefangenenchores "Va Pensiero" aus der Oper NABUCCO von GIUSEPPE VERDI. Beeindruckend - schon alleine deshalb, weil das Publikum eine Zugabe verlangte (kommt nicht so oft vor).





Zeit für Comedy mit höchster Musikalität: SALUT SALON mit Competitive Foursome...





Was wäre ein Beitrag über Klassik ohne den berühmten Sketch "Das Streichquartett" - hier in einer Fassung aus dem Simpl.

Vier Angestellte einer Firma sollen für ihren Chef musizieren, weil sie sich eine Beförderung erhoffen, haben aber keine Ahnung, wie man ein Streichinstrument bedient. 

Ihr seht den Sketch in 2 Teilen - beide zahlen sich aus!




Eine fröhliche gute Nacht wünsche ich!






Freitag, 24. April 2020

Heimabend - 7

Heissa Juchei, ihr Lieben!

Es geht schon früher los als ich erwartet habe. Jetzt, wo Lockerungen der Pandemieverordnungen eingeleitet werden, kriechen die Oppositions-Denker aus ihren Löchern und wissen alles besser.

Gab es in den bisherigen Phasen eigentlich Arbeitsgruppen, wo Politiker aller Parteien konstruktiv und kreativ über sinnvolle Wege im Umgang mit der neuen Situation reden konnten? Wenn ja, so wären die Oppositionspolitiker eher Langsamdenker, wenn nicht, so war das vielleicht ein Versäumnis der Regierung, die anderen ins Boot zu holen.

Jetzt jedenfalls geht's wieder los.

Unter dem Fußdackerl der Schwelle zum Parlament liegt offenbar ein Schoas-Würzerl verborgen. Wie sich das auswirkt - das hört ihr hier in einer lieben Erzählung mit Peter Hey::



Und so hört sich das an im Parlament. Gut, die Hasspredigertiraden eines Herrn Kickl kennt man ja - da war nicht mehr zu erwarten -, der übliche beleidigt-aggressive Tonfall der Frau Rendi-Wagner ist auch nicht mehr so neu, aber das hysterische Gebrüll von Frau Meinl-Reisinger hat mich doch ein wenig erschreckt. 

Die Destruktiv-Saison ist hiermit eröffnet - let's fetz!

Kümmern wir uns am besten um uns selbst.

Gründen wir doch eine literarisch-musikalische Quarantänegruppe, wo jeder daheim seinen Part singt oder spricht und dann wird es im Studio von einem maskierten Techniker zusammengeschnitten - so wie das kürzlich österreichische Künstler gemacht haben, um "We are the World" aufzunehmen.

Warum man gerade diese Nummer gewählt hat, die einst von der Weltelite des Popbusiness performt wurde, weiß ich nicht. Wahrscheinlich wollten die Österreicher wieder zeigen, wie's geht.






Machen wir überhaupt einen "Maskenball" - und unsere Gruppe spielt dazu.

Doch wie sollen wir uns nennen?

Hier einige Vorschläge zur Abstimmung:

Die Coronas
Quarantäne Combo
Die Risikogruppe
The Pandemists
Status Quo  (blöd, gibt's schon)

Voerst spielen FAUN zum Tanze auf. Das mittelalterliche Flair weist darauf hin, dass die Leute damals mit verschiedensten Krankheiten zu kämpfen hatten.
"Tanz mit mir" - von Abstand keine Rede.





Für den literarischen Teil unserer Quarantänbegruppe empfehle ich Goethe und Schiller. Die kennt jeder. "Die Bürgschaft", "Der Taucher" und alle anderen Balladen, die einst entweder strafweise oder als Hausübung zum Herunterstottern auswendig zu lernen waren, sind manchen noch in bester Erinnerung - allerdings bruchstückhaft.

Aber aus diesen Bruchstücken könnte man einen hervorragenden Rap machen! Gebt euch die "Ballad Battle"



So mancher Vortrag einer Ballade endete in einem Fiasko. Peter Frankenfeld versucht sich an "Die Bürgschaft". (Den Originaltext findet ihr entweder zum Vergleich oder zum Auswendiglernen unter:  



Genug von den alten Erinnerungen. Let's fetz!

Brian Setzer zerrt die 40er Jahre zu uns herüber mit dem Titel "Americano" - das fetzt wirklich.



In Zeiten wie diesen kann man sich auch daheim mit Zauberei am iPad beschäftigen. Simon Pierro gibt da einige Anregungen. 




Wir könnten natürlich auch einfache Hausmusik machen - mit Washboard und Jug, einem alten Tonkrug als Bassinstrument. Und das geht so: Die Bluessängerin Barbara Dane 1963 mit so einer Rhythmusgruppe. So hat man "Careless Love" selten gehört. Sehenswert!





Nach diesem Klassiker der Jazzmusik machen wir gleich einen Sprung zur Klassik. Mit welchen Problemen ein Starpianist zu kämpfen hat zeigt der geniale Jango Edwards.





Das nächste Mal gibt's mehr Klassisches - ihr werdet staunen!

Gute Nacht.


Donnerstag, 23. April 2020

Hoit di zruck, Schackerl - Teil 3

Ja, es ist nicht leicht, diesen Text zu singen (der Originaltext ist auch nicht leichter). Dank an Silvester, dass er sich das eingeübt hat, und Dank an alle, die nun zu Hause am Balkon diese wertvollen Zeilen in die Welt schmettern!


Hoit di z’ruck, Schackerl     (Text: G. Krenn in Coronazeiten 2020)
Teil 3


Bei die Italiener
san die Flüchtlingsgegner
schon seit vielen Jahr’n in Überzahl.
Dann kommt so ein bleder
Pandemie-Erreger.
Ana will dann flüchten auf ein Mal.

Der kann noch so trenzen,
es san zu die Grenzen
und man sagt eahm dort’n ganz brutal:

"Schleich di z’ruck, Schackerl,
mit dein‘ Plastiksackerl,
hau di über d‘ Häuser, aber fix.
Kannst auf d‘ Erd‘ di haun,
noch so traurig schaun.
I bin Patriot und g’spüa sonst nix."


Ja, so is's .....


Und hier noch einmal der ganze Text:

Hoit di z’ruck, Schackerl     (Text: Gerhard Krenn in Coronazeiten 2020)

Es gibt guate Zeiten,
es gibt schlechte Zeiten,
zur Coronakrise hat ma’s g’spüat.
Wo die Leute leiden,
weil’s zu Hause bleiben,
wo die Deck’n dir am Schädel fliagt.
S‘ gab an dieser Stelle
Quarantänefälle,
wo das Eheleb‘n g’fährlich wird.

„Hoit di z’ruck, Schackerl,
sunst kriegst glei a Prackerl,
dass d‘ a Woch’n lang di nimmer rüahst.
Geh‘ ma net am Zaga,
so a Teppichpracker
is schnö vireg’ramt, dass du eahm g’spiast.“

                „Wien wird immer bleder:
                Zu an Kongoneger
                derf ma Kongoneger nimmer sog’n.
                Und wenn d‘ Leut‘ vor Viren
                panisch reagieren,
                soll’n s‘ die Pappen hoidn, wenn’s nix vertrog’n.
                Doch ein ganz korrekta
                Magistratsdirekta
                scheißt mi wegen dem, was i sog, z’samm‘:“
               
                „Hoit di z’ruck, Schackerl
                mit dein‘ Lodenfrackerl,
                wann i di ins Irr’nhaus stecken müaßt‘.
                Bist a Witzfigur
                ohne Grundkultur.
                Du verteilst dei Hirn, wenn’s d‘ amoi niast.“

Bei die Italiener
san die Flüchtlingsgegner
schon seit vielen Jahr’n in Überzahl.
Dann kommt so ein bleder
Pandemie-Erreger.
Ana will dann flüchten auf ein Mal.
Der kann noch so trenzen,
es san zua die Grenzen
und man sagt eahm dort’n ganz brutal:

 „Schleich di z’ruck, Schackerl,
mit dein‘ Plastiksackerl,
hau di über d‘ Häuser, aber fix.
Kannst auf d‘ Erd‘ di haun,
noch so traurig schaun.

I bin Patriot und g’spüa sonst nix.“


Teil 1:



Teil 2:


Teil 3


Viel Spaß beim Zuhören oder Mitsingen!

Mittwoch, 22. April 2020

Heimabend - 6

Hallo, ihr Lieben!

Gestern hat mir jemand die Augen geöffnet:

ES WIRD NIE MEHR SO WIE FRÜHER !

Ist das jetzt ein Vorteil oder ein Nachteil? 

Erinnerungen drängen sich auf an die alten Endzeitromane "1984" von George Orwell, und "Fahrenheit 451" von Ray Bradbury, wo die Mächtigen alles überwachen, Bücher verbrannt und Menschen verfolgt werden.

Wie die Liedermacher und Liedermacherinnen ab den 60er Jahren vor einer düsteren Zukunft warnten. Wir nickten betroffen und haben bis heute alles geschehen lassen.


Joana sang "Wenn Großmutter Geschichten erzählt im Jahr 2010" (hier: https://www.youtube.com/watch?v=Q3Rz4g_eNG4)

und Stefanie Werger mit dem Titel "2000" - auch nicht schlecht!




Wir haben aber nicht nur genickt, sondern haben selbst einiges in die Hand genommen. Zum Beispiel den "Steppenwolf" von Hermann Hesse, um im Hawelka intellektuelle Buchteln einwerfen zu können.

Oder wir haben beim "Schmalvogel" die Hand aufgelegt und bis in die frühen Morgenstunden das Ambiente genossen und mitkreiert. (Genaueres über das SCHMALVOGEL kannst du hier lesen: 
https://www.krennreiberl.at/kulturzeit-i/im-schmalvogel/

Aus dem persönlichen Fotoalbum bringe ich heute den genialen Ferry - einer der weltbesten Banjospieler, der öfter im Schmalvogel "aufgegeigt" hat - selbstverständlich ohne Gage, so wie wir alle. Das waren unvergessliche Abende - nein, Nächte!
Hier eine seltene Aufnahme mit seiner Gruppe BLUEGRASS SPECIAL.






Ach ja - es wird nie mehr so wie früher.

No na!

Neulich habe ich in einem Wochenmagazin den Beitrag von einem Psychologen und Lehrer gelesen, der für Kinder und Jugendliche nach der Corona-Krise bleibende Schäden prognostiziert, weil sie derzeit keine Freunde treffen und nicht im Freien herumtollen können. Sie werden das Miteinander-Reden verlernen.  

Na und? Man kann auch anders kommunizieren, wie das Kabarettduo OHNE ROLF zeigt:




Wie oft haben mir Kinder und Jugendliche erzählt, dass sie sich in der guten alten Zeit - also noch vor ca. 5 Wochen - mit Freunden getroffen haben, aber dabei hauptsächlich per Smartphone mit Freunden kommuniziert, die gar nicht da waren. Jetzt tun sie das von zu Hause aus und werden einen Knacks kriegen, sagt der Psychologe - Aha.

Wen wundert's? Kinder und Jugendliche, die bisher eine wohlbehütete, früher nie dagewesene Komfortzone gewöhnt waren, stehen plötzlich einer Zukunftsprognose gegenüber, wo nichts mehr so selbsverständlich sein wird wie bisher. Und sie werden es schaffen - so wie es die Kinder der Kriegsgeneration geschafft haben. 

Wer sagt denn, dass wir in unserer Wohlstandsverwahrlosung weniger psychischen Knall haben als die, die seinerzeit nichts hatten außer Angst?

Aber es gibt Hoffnung. Das Bläser-Ensemble MNOZIL BRASS zeigt mit der Nummer "Lonely Boy", dass Einsamkeit nicht bleiben muss. Da sind absolute Könner am Werk!





In den letzten Jahrzehnten ist die Bewegungsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen deutlich gesunken, Turnstunden wurden reduziert, Haltungsschäden, Übergewicht und Kreislauferkrankungen diagnostiziert - und plötzlich wird Lärm gemacht, weil die Jugend nicht mehr so ins Freie darf, um herumzutollen. Das tut sie aber schon seit Jahren nicht. Hat da keiner hingeschaut?

Doch - es gibt sie schon noch, die durchtrainierten, kommunikativen und vielseitig interessierten Kinder. Vielleicht sieht man sie deshalb so selten, weil sie mit ihren Eltern unterwegs sind, die sich Zeit nehmen und genau wissen, wo und wie man sich auch in Zeiten wie diesen "bewegen" kann.

Adipositas, Gehörschäden, Arbeitslosigkeit für Menschen mit weniger Bildung, Rückgang sozialer Kompetenzen u.v.m. wurde schon seit Jahren prognostiziert. Das hat bisher aber kaum jemanden aufgeregt. Ein Virus musste kommen, damit Alarm geschlagen wird.

Nur - Katastrophen-Zeiten werden de facto nie vorbei sein. Die Pandemie wird abgeschwächt sein, aber die Pole werden weiterhin schmelzen.

Und wir werden weitertanzen. Shubidu!




Es wird nie mehr so wie früher. 

Das war immer schon so. Heute ist nicht so wie vor 100, 50, 20 oder 2 Jahren. Nicht einmal so wie gestern. Warum sollte also das Morgen so sein wie das Heute?

Wenn das nicht so wäre könnten wir uns nach wie vor so verständigen wie seinerzeit im Gitterbett. Die FAMILIE FLÖZ zeigt wohl bekannte Varianten menschlichen Verhaltens in folgendem köstlichen pantomimischen Sketch:




Und damit ist auch für mich schon Gitterbettsperre. Schluss mit den schweren Gedanken. Morgen ist auch noch ein Tag. 

Und der wird anders sein als heute. Demnächst lassen wir die Sau raus! Hoffentlich kriege ich dadurch nicht noch mehr Schaden ...

Gute Nacht, ihr Lieben!





Dienstag, 21. April 2020

Hoit di zruck, Schackerl - Teil 2

Und weiter geht's mit der boshaften Version eines ebenso boshaften Wienerliedes - zum Mitsingen, wenn Silvester in die Tasten greift.

Singe, wem Gesang gegeben - oder auch nicht ...



Hoit di z’ruck, Schackerl     (Text: G. Krenn in Coronazeiten 2020)
Teil 2


„Wien wird immer bleder:
Zu an Kongoneger
derf ma Kongoneger nimmer sog’n.
Und wenn d‘ Leut‘ vor Viren
panisch reagieren,
soll’n s‘ die Pappen hoidn, wenn’s nix vertrog’n.

Doch ein ganz korrekta
Magistratsdirekta
scheißt mi wegen dem, was i sog, z’samm‘:“
               
     „Hoit di z’ruck, Schackerl
     mit dein‘ Lodenfrackerl,
     wann i di ins Irr’nhaus stecken müaßt‘.
     Bist a Witzfigur
     ohne Grundkultur.
     Du verteilst dei Hirn, wenn’s d‘ amoi niast.“


Bis zum 3. Teil!

Hoit di zruck, Schackerl - Teil 1

Ein altes Wienerlied mit neuem Text - zum Mitsingen, wenn Silvester Janiba es heute zum Besten gibt.

Singt - singt - singt !



Hoit di z’ruck, Schackerl (Text: G. Krenn in Coronazeiten 2020)

Es gibt guate Zeiten,
es gibt schlechte Zeiten,
zur Coronakrise hat ma’s g’spüat.
Wo die Leute leiden,
weil’s zu Hause bleiben,
wo die Deck’n dir am Schädel fliagt.
S‘ gab an dieser Stelle
Quarantänefälle,
wo das Eheleb‘n g’fährlich wird.

„Hoit di z’ruck, Schackerl,
sunst kriegst glei a Prackerl,
dass d‘ a Woch’n lang di nimmer rüahst.
Geh‘ ma net am Zaga,
so a Teppichpracker
is schnö vireg’ramt, dass du eahm g’spiast.“



Die 2. Strophe folgt demnächst ...

Sonntag, 19. April 2020

Heimabend - 5

Ihr Lieben!

Leut' anspucken, Klobrillen abbusseln, Rolltreppen abschlecken - es gibt schon feste Deppen.

In diesen Fällen erkennt man sie sofort. Aber andere Deppen bleiben leider lange unerkannt. Im Laufe der Geschichte haben sich diesbezüglich viele profiliert.

Nein - nicht die, die es als Verrückte an die Spitze schafften, sondern die, die denen nachgelaufen sind. Das sind die viel gefährlicheren Deppen.



Und obwohl es durch denkfaule Deppen meist zu Katastrophen kommt sterben die nicht aus. Dummheit ist nicht ausrottbar. Man kann sie nur öffentlich machen - so wie HAINDLING mit "Depp du".





Interessant ist, dass die Deppen immer glauben, die anderen sind deppert. Und das bringt mich jetzt ins Grübeln, was meinen eigenen Zustand betrifft.

Und wenn man bedenkt, dass im Durchschnitt jeder Österreicher mindestens 5 Trotteln kennt, dann hätten wir ca. 40 Millionen Einwohner. - Lauter Deppen! Statistisch gesehen.

Wenn die Deppen allerdings in der Regierung sitzen, so wird es etwas schwieriger, wenigstens über die Auffälligsten das offene Staatsgeheimnis auszuplaudern: "He, du bist a Depp!"

Wer will schon, dass die innersten Geheimnisse nach außen getragen werden? Und deshalb würden sie - wie bei Deppen so üblich - ziemlich radikal reagieren.
REINHARD MEY umschreibt seine politische Kritik souverän in dem Lied "Das Narrenschiff". Ich frage mich: Geht dieses Schiff auch bei Ibiza vor Anker? Sicher nicht nur ... 



Sehr gerne wird versucht, mit Statistiken etwas zu beweisen, was man mit einfachem Hausverstand auch durchschauen könnte. 

Wenn ihr Zeit habt, seht euch eine Dreiviertelstunde lang den NICO SEMSROTT an mit Programmausschnitten aus "Freude ist nur ein Mangel an Information" von 2017. Es zahlt sich aus. 98 % der Zuseher sind nachher glücklicher und nur 8 % können damit nichts anfangen! Ehrlich!




Und damit sind wir schon nahtlos bei der Kultur. 

Obwohl Kultur sehr oft vom Irrsinn belebt wird rennen ihr weit weniger Menschen nach als diversen bösartigen Bierzelt-Deppen. Also jenen, die in Zeiten wie diesen sagen: "Wozu sollen wir Geld für Kultur ausgeben? Die brauch' ma doch eh net."

Sicher?

Ihr Lieben - stellt euch ein ganz normales Gulasch vor - aber ohne Zwiebel, ohne Paprika, Salz, Pfeffer, Knoblauch und was sonst noch hineingehört. Dann wär's kein Gulasch mehr, sondern ein nackertes Fleisch, das irgendwann total ausgelaugt vor sich hinköchelt.

Damit wir keine geschmacklosen Fleischhaufen ohne kulturelle Würze sind gibt es immer wieder Neues und Interessantes aus dem Schöpfungsreichtum kreativer Mitmenschen zu entdecken.

Wer von euch hat jemals schon einen Gitarristen gesehen, der so spielt wie STANLEY JORDAN ? Sicher nur wenige. Lasst euch beeindrucken und staunet, oh ihr Freunde peppiger Lebenswürze!




Deppen können auch lustig sein - wenn sie absichtlich Deppen sind. Denn: Zum Blödsein g'hört a Hirn!

Hier zum Abschluss ein besonderes Erinnerungsstück aus den 60er Jahren mit den alten SPITZBUBEN Toni Strobl, Helmut Reinberger und Helmut Schicketanz. Vermutlich die einzige Aufnahme in dieser Formation, die im Internet zu finden ist.




In diesem Sinne: Gute Nacht!



Samstag, 18. April 2020

Heimabend - 4

Grüß Gott, ihr Lieben!



Habt ihr schon euer Morgengebet gesprochen? Sehr brav. 

Egal, ob man gläubig ist oder nicht, "Gott" hat sich in unserem Sprachgebrauch festgemacht und wir bemerken es oft gar nicht. 

"Gott sei Dank!" ist kein Gebet, sondern ein Ausruf größter Erleichterung. Und das hat mit Gott oft gar nichts zu tun. Im Gegenteil. 

"Gott sei Dank muss ich nicht in die Kirche gehen!" 

Ob Gott damit einverstanden wäre? Ich persönlich glaube, - und das ist jetzt wirklich nur ein Glaube - dass jedweder Gott nicht in einem Gebäude zu finden wäre, sondern draußen in der Natur, wo er frei ist und atmen kann. Der wird sich doch nicht in häusliche Quarantäne begeben, nur weil er selber einen Virus geschickt hat. So blöd ist kein Gott.




Wie unbedacht dieses "Gott sei Dank" sein kann wird wohl der ehemalige Erzbischof von Wien Hermann Groer mittlerweile erfahren haben. 

"Man hat mich nicht verurteilt wegen Kindesmissbrauchs - Gott sei Dank!"
Das wird beim Lieben Gott nicht gut ankommen, denn die Verantwortung dafür wird er vehement von sich gewiesen und den Erz-Gläubigen als Gläubiger in die Hölle geschickt haben. 

Zum Teufel.

Himmel, Tod und Teufel gehören irgendwie zusammen. Und die Engeln. Auch die, die angeblich nach Wien kommen. 

Und das führt automatisch zum Titel eines Wienerliedes "Vielleicht gibt's im Himmel ein Wiener Cafe". Oder gar ein Hotel.

Wie zum Beispiel das "Hotel Paradiso" - ein pantomimisches Masken-Stück (passend zur Zeit) mit der Gruppe FAMILIE FLÖZ. Alle Rollen werden von 3 (manchmal auch 4 Spielern) getragen und ist ein absoluter Tipp - allerdings müsste man sich da ins Ausland begeben, denn diese Produktion ist weltweit unterwegs und praktisch nie in Österreich.






Zurück zum Wienerlied. Da ist der Himmel und der liebe Gott - und natürlich auch der Tod - grundlegendes Element sakraler Lieddichtkunst. 

Silvester Janiba mit seinen WIENER KABINETTORCHESTER kann wahrlich ein Lied davon singen - und zwar in der Rubrik "Künstlerisches Heimarchiv", wo Schmankerln aufgehoben sind, die mich an persönliche Begegnungen mit den jeweiligen Künstlern erinnern. 







Seit Beginn der Corona-Krise postet Silvester täglich ein Stückerl Wienerlied - hier allerdings mit einem von mir verfassten Text zur aktuellen Situation:




Der Tod ist ein immer präsenter Gast in unser aller Leben - also für Jedermann ein Thema, das man auf verschiedene Arten bewältigt.


Hier Ausschnitte aus JEDERMANN von den Salzburger Festspielen mit Nikolaus Ofczarek und Ben Becker als Tod. Und das schaut euch jetzt gefälligst an! Wegen der Kultur!





Und die EAV kann dem Tod auch etwas Heiteres abgewinnen.




Tja, mit dem Tod spielt man nicht - siehe Donald Trump.
Mit dem Teufel aber schon - siehe Kickl.

Und wenn schon so viel von diesen Dingen die Rede ist muss ich eine der besten Versionen von HALLELUJAH von Leonard Cohen unterbringen (obwohl der Liedtext wahrlcih nichts Religiöses an sich hat). Weltklasse und doch so einfach....




Zum Abschluss könnt ihr euch entscheiden - für etwas Grausliches, Alptraumhaftes mit dem Titel "COME TO DADDY" - oder für etwas Wunderschönes mit Bobby Mc Ferrin, der 2010 das AVE MARIA mit dem Publikum singt.

Am besten ihr schaut euch beides an ... es zahlt sich aus.




Und da ihr jetzt wahrscheinlich so richtig aufgewühlt seid vor lauter Schönheit oder Grauslichkeit noch einmal die EAV mit LIEBE, TOD UND TEUFEL - und träumt schön.

Gute Nacht!