Seit Jahrzehnten schon findet Bevölkerungskontrolle statt - möglicherweise zum Vorteil, möglicherweise auch zum Nachteil von uns allen. Ausgerechnet jetzt nach ein paar Wochen Corona-Maßnahmen aufzuschreien halte ich für einen voreiligen Rundumschlag, vergleichbar mit zornigen Kindern, die aus lauter Trotz und Frust ihr Spielzeug durch die Gegend schmeißen.
All jenen, die uns in Facebook mit Weisheiten versorgen, wie man es NICHT machen soll, ohne aber konkrete Alternativ-Vorschläge anzubieten sei gesagt:
"Wenn ich es recht verstanden habe, so wollt ihr, dass sich
mündige Bürger nicht alles bieten lassen.
Ok – so soll es sein:
Als mündiger Bürger stelle ich mich hiermit eurer
fragwürdigen Meinungsmache entgegen.
Ihr bombardiert uns seit Wochen neben einigen alternativen „Expertenmeinungen“
– die genauso schwer zu überprüfen sind wie die derzeit gängigen Statements – auch
mit nachweislichen Falschmeldungen, fragwürdigen Vergleichen, rechtspopulistischen
Parolen a la Kickl, Diffamierung Andersdenkender und mit Aufrufen zum Systemboykott (angeblich
aus Sorge um Arbeitsplätze).
Dazwischen widersprecht ihr euch selbst mit
buddhistischen Weisheiten und mehr oder weniger gescheiten Kalendersprücherln
zum subjektiven Zurechtbiegen.
Ihr nützt die von anderen hart erkämpfte Freiheit, um über
Unfreiheit, Unterdrückung und systematische Bevormundung zu klagen und
untermauert das mit erschreckend deutlicher historischer Unwissenheit.
3 aktuelle Beispiele aus den letzten Tagen:
1. Die Corona-Situation wird mit dem Milgram-Experiment
verglichen und Bedenken geäußert, dass wir das nicht realisieren.
Erstens war
das Experiment nicht in den 70er Jahren, sondern in den frühen 60er Jahren –
wie auch immer – jedenfalls zu einer Zeit, wo man über Massenvernichtungen auf
Grund von Anpassung und Gehorsam schon Bescheid wusste und die Gründe dafür
eruieren wollte.
In unserer Corona-Zeit mussten schnelle Maßnahmen ohne Wissen
über eine vergleichbare Situation getroffen werden, um möglichst
Massenvernichtung zu verhindern. Der Vergleich hinkt daher gewaltig.
Dass wir
alle schon seit Jahren Überwachungsstrategien (auch bei Facebook) akzeptieren,
ist auch meiner Meinung nach eine bedenkliche Tatsache, hat aber mit der
Corona-Situation absolut nichts zu tun.
Wer sich ausgerechnet per Facebook über
schleichende und unrealisierte Überwachung mokiert, ist am falschen Platz.
(Tipp: Neben der Doku
zum Milgram-Experiment ist eine ca. 20 minütige Sequenz aus dem Film „I wie
Ikarus“ mit Y.Montand zu empfehlen.)
2. Ihr vergleicht die Hinnahme der Corona-Vorgaben mit 1933.
Was soll da gewesen sein? Hitler wurde deutscher Reichskanzler, aber eher nicht
durch das kritiklose Volk, sondern durch die Laschheit des greisen Herrn
Hindenburg.
Der Hype um Hitler hat erst dann eingesetzt, als mit gezielten
Falschmeldungen, rechtspopulistischen Parolen, Diffamierung Andersdenkender und
hinterhältiger Schein-Reduzierung der Arbeitslosigkeit die Kritiklosen
eingekocht wurden. Wer hier unbedacht Vergleiche zieht, könnte selbst schnell ins
Kreuzfeuer gelangen. –
Der 1933 in Österreich beginnende Kampf gegen den
Austrofaschismus ist wohl auch kein Beispiel für kritiklose Unterwerfung. Wer
also so einen blödsinnigen Vergleich schreibt oder unwidersprochen postet hat keine
Ahnung von Geschichte.
3. Es wurde ein Lied
von Christoph & Lollo gepostet (https://www.youtube.com/watch?v=VWHSdRB25Zg) und keiner scheint zu merken, dass die Kritik
in diesem Lied genau auf euch zutrifft. Was ihr aus dem Netz für
Informationsschrott und –müll hervorholt und hier fast stündlich ablagert ist
gigantisch und nervt mittlerweile.
Jeder hat sicher das Recht, Blödsinn zu reden, solange er
erfrischend und nachvollziehbar ist. Eure Performance ist nur mehr verbissen,
frustriert, destruktiv, populistisch und
extrem widersprüchlich.
Überrascht uns doch endlich mit sprühend-spannenden,
konkret-konstruktiven Ideen, wie ihr im Falle politischer Verantwortung agieren
würdet!
Aus dem gemachten Bett der Nichtverantwortung über die Entscheidungen
der Verantwortlichen zu mekkern und ihnen die Einleitung der Diktatur zu
unterstellen ist billigster Aktionismus und darf von mündigen Bürgern nicht
geduldet werden.
Genau das tue ich hiermit - auf euren eigenen Wunsch.
Wird’s was nützen? Wohl kaum. Denn die Arroganz, euch selbst
als „mutige Systemkritiker“ zu sehen und alle anderen als unterwürfige
Herdenlämmer wird sich nicht so leicht abstellen lassen. Und außerdem müsstet ihr euer
bisheriges Handeln hinterfragen, was laut Milgram-Experiment nur wenigen
gelingt.
Wir können jetzt gespannt sein, wie ihr polemischen Forderer
kritischen Denkens selbst mit Kritik umgeht. Jetzt zeigt vor, was ihr von
anderen erwartet.
Diese Forderung meinerseits und eure – hoffentlich konkreten
Vorschläge – werden dann in diesem Blog noch länger nachzulesen sein.
Für klar definierte Aktionen gegen Kritiklosigkeit und widerspruchslosen Gehorsam bin ich jederzeit zu haben. Für polemische Mekkerei nicht...