Montag, 13. April 2020

Heimabend - 1


Ihr Lieben!

Was ist los mit euch?

Seit einiger Zeit treffe ich keinen mehr von euch. Habe ich das letzte Mal etwas Falsches gesagt? Oder ward ihr schockiert wie ich mich geoutet habe als einer, der seit Monaten keine Zeitungen mehr liest und Nachrichtensendungen verweigert?

Ich will mich nur mit schönen Dingen umgeben. Da brauche ich keine ständigen Hinweise, wie schlimm es auf der Welt zugeht. Irgendwann habe ich dann beschlossen, mich davon zu befreien.

Und es geht mir gut dabei. Ich gehe auch kaum mehr außer Haus. Wozu auch? Ich treffe ja keinen mehr. Haben sich ja alle zurückgezogen.

Vielleicht sollte ich das nicht allzu persönlich nehmen. Wer weiß, welche Gründe es hat, dass scheinbar die ganze Welt auf Tauchstation geht.

Wahrscheinlich sind die Menschen mittlerweile vernünftiger geworden, achten auf die Umwelt, indem sie weniger mit dem Auto fahren, schützen sich vor islamistischen Attentaten durch das Vermeiden von Massenansammlungen, besinnen sich auf die wahren familiären Werte, indem das Thema „Flüchtlinge“ kaum mehr vorkommt. Auch von besoffenen Wirthausstammtischen hört man nichts mehr, wenn ich einsam durch die Straßen gehe. Es ist alles friedlich. Alles in Ordnung.

Schon alleine aus diesem Grund brauche ich keine Nachrichten. Was soll schon sein?

Ich habe gehört, dass auch viele Musiker und Kabarettisten kein Publikum mehr haben. Haben sie’s übertrieben oder fällt ihnen nichts mehr ein?

Für mich ist das nicht so schlimm. Ich habe ja mein umfangreiches Archiv. Damit könnte ich eine ständige Unterhaltungssendung gestalten.

Und genau das möchte ich für euch tun. Ihr werdet es spüren, wie aufbauend es ist, längst Vergessenem oder Verdrängtem wieder  zu begegnen oder auch vollkommen Neues kennenzulernen.

Damit muss man aber vorsichtig umgehen, man darf nicht übertreiben. Deshalb werde ich meine Darbietungen fein dosieren, um niemanden zu überfordern oder letztlich zu langweilen.
Nichts ist schlimmer als wenn ältere Leute stundenlang in Erinnerungen schwelgen, wie super es früher war.

Ich habe ja auch meine Erinnerungen.

Ich werde zum Beispiel nie vergessen, wie vor etlichen Jahrzehnten einige Kinder eine Szene aus dem Theaterstück DER BAUER ALS MILLIONÄR von Ferdinand Raimund gespielt haben – ausgerechnet die Ankunft des HOHEN ALTERS. Entzückend.

Vor ca. einem Jahr hat sich auch ein in exklusiven Kreisen bekannter Kabarettist dieser Szene bemächtigt - zur Freude einiger Zuschauer, die offenbar seinerzeit Darsteller in dieser Kinderaufführung gewesen sein dürften.


Wie dem auch sei. Unvergessen ist die besagte Szene in der Version mit Hans Moser und Josef Meinrad. In einer Nebenrolle Otto Schenk. 
(Man braucht nur auf diese blaue Zeile klicken und dann den Anweisungen folgen. Ist das nicht praktisch? Ich sag's ja: Die Leute sind vernünftiger geworden.)




Die Tatsache, dass es diese Schauspieler nicht mehr gibt, ist möglicherweise der Grund, dass auch die Theater an Publikumsschwund zu leiden haben. Schade eigentlich, denn eine Veranstaltung ohne Publikum könnte irgendwie lasch wirken. Obwohl Menschenaufläufe für manche Feinspitze eher störend wirken, wie Nikolaus Habjan in spezieller Begleitung vor Augen führt.

Ich werde das Gefühl nicht los, dass er da die damalige Bezirksvorsteherin der Inneren Stadt, Frau Stenzel, an der Hand hält - aber wahrscheinlich bilde ich mir das nur ein.




Von dort aus kann man noch wunderliche Dinge von Nikolaus Habjan finden.

Neulich ging ich bei einer Apotheke vorbei und sah, wie sich die Leute davor anstellten. Trauen sich die nicht hinein? Oder brauchen sie eh keine Medikamente und wollen "nur schauen"? Keine Ahnung.

Dabei wird man in Apotheken wirklich sehr geduldig betreut, wie Karl Valentin und Liesl Karlstadt eindrucksvoll vor Augen führen.





Für 8. Juni hatte ich schon Karten für ein Konzert der LANDSTREICH, einer steirischen Musik-Kabarett-Gruppe. Leider wurde der Termin abgesagt. Da hatte einer von ihnen wahrscheinlich keine Lust aufzutreten. So muss ich sie mir halt hier anschauen:





Am Akkordeon spielt der virtuose Krzysztof Dobrek, an der Klarinette Christoph Spörk, Kabarettist und Musiker (u.a. von Global Kryner).

Hoffentlich klappt es das nächste Mal mit dem Konzert.

Bis dahin bleibe ich zu Hause und krame weiter im Archiv. Ich hätte ja noch so viele Schätze zu präsentieren. Für dieses Mal ist es aber genug.

Zeit zur Erholung. Wenn es möglich ist. Denn nicht jedem ist Ruhe vergönnt ...








Bis zum nächsten Heimabend! Da gibt es dann ganz was Besonderes!

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