Dienstag, 14. April 2020

Heimabend - 2

Ihr Lieben!

Es ist faszinierend, wie sich die Menschen zu ihrem Vorteil verändert haben!

Während sie vor einigen Wochen noch ihre griesgrämigen Visagen stolz vor sich hertrugen, scheinen sie mittlerweile dem Einsehen anheim gefallen zu sein, ihre Hässlichkeit rücksichtsvoll mit Masken verhüllen zu müssen. 

Ich genieße es, dem Anblick diverser Fratzen entkommen zu dürfen, weswegen ich meinerseits auch einräume, anderen meine Physiognomie zu ersparen.

Seitdem trage auch ich eine Maske und - ja - ich finde, es kleidet mich. Mittlerweile maskiere ich mich auch zu Hause, wo überall Spiegel lauern. So kann ich mir nicht einmal selber was antun und fühle mich vor der eigenen Mimik sicherer.

Ob Politiker, Moderatoren, Experten oder andere Spaßmacher, die im Fernsehen auftreten, zur selben sozialen Erkenntnis gelangt sind, andere vor ihrem Konterfei zu schützen, weiß ich nicht, da ich - wie bereits vormals erwähnt - seit Monaten keine Medienberichte konsumiere. 

Seitdem geht es mir ungleich besser.

Eine Nachbarin hat mir aus angenehmer Distanz erzählt, dass in China eine Pandemie ausgebrochen ist, die uns alle betrifft. Da frage ich mich: Was geht das uns an, wenn sich in China irgendwelche Panda-Bären einen grippalen Infekt eingefangen haben?

Was hat das mit mir zu tun? Ich habe nicht einmal einen Hund.

Der Sohn meiner Nachbarin darf jetzt nicht mehr in die Schule gehen. Wahrscheinlich war er so schlimm, dass man ihn entfernen musste, damit er die Mitschüler nicht mit seiner Blödheit ansteckt.

Das Bürschchen war mir sowieso immer schon suspekt mit seinen pubertären Sprüchen und dem altklugen, lässigen Gehabe. Es gibt allerdings auch Erwachsene, die so sind oder sein möchten. 

Die abfällig-ultracoolen Faltenwürfe berufsjugendlicher Anbiederer muss man nicht immer vor sich haben. Masken sind auch da die Erlösung.

Eine Ausnahme muss ich aber erwähnen: Nicht ums Verrecken würde ich dem russischen Clown Andrey Jigalov eine Gesichtverhüllung aufzwingen wollen. Auch ihr, meine Lieben hättet dann weniger zu lachen.



Nehmt euch die Zeit und geht zu




Man muss ja schließlich nicht immer reden. Kennt ihr den Film "Verstehen Sie die Beliers?"
Die Tochter gehörloser Eltern möchte Sängerin werden, was die Alten natürlich nicht nachvollziehen können. Und dann kommt es zu einem Vorsingen ...

Eine unglaublich berührende Szene ...




Wie gesagt - ich habe keine Ahnung, was sich derzeit in Österreich abspielt. So toll wird's schon nicht sein. Die Prognosen waren ja schon in den Sechzigerjahren nicht berauschend. 

Erinnert ihr euch an Helmut Qualtinger und seine Sammlung verschiedener Ansichten über "Die Zukunft Österreichs"?





Wie gesagt - die Menschen verändern sich auf unerklärliche Weise zu ihrem Vorteil. Jetzt könnte man natürlich einwerfen: Die Menschheit KANN sich nur zum Vorteil verändern - aber wenn man genau hinsieht, gibt es immer wieder Kleinigkeiten, die Hoffnung machen.

Derzeit beklatscht man Kassiererinnen im Supermarkt. "Was ist denn das für eine Spinnerei?" wird vielleicht manch einer sagen. Ich sage: Warum nicht? Alle sollten beklatscht werden, die dazu beitragen, dass es uns besser geht. Da wir auch zu diesen "Allen" gehören, beklatschen wir uns gleich selbst.

Nein, nein, die Supermarktkassiererinnen haben es sicher ganz besonders verdient. Und das muss für heute der krönende Abschluss sein:




Gute Nacht, ihr Lieben!



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen