Donnerstag, 19. März 2020

Neulich im Labor - Ein Fachgespräch


-              Guten Tag, mein Name ist Virus.
-              Angenehm. Vira.
-              Russwurm?
-              Nein. Normal. I statt e.
-              Virus und Vira. Sehr gut. Mach‘ ma ein Viron?
-              Pfui, Sie Schlimmer!  Sie gehen’s aber schnell an.
-              Tja, die Zeiten sind begrenzt. Wenn unsereins jetzt nicht schnell ist...
-              Ich hab‘ schon gehört. Sie sind ja in aller Munde.
-              Das auch.
-              Und das gibt Ihnen das Recht, übergriffig zu werden?
-              Wer nicht verkehrt, sich nicht vermehrt.
-              Was sind Sie denn von Beruf?
-              Pandemist.
-              Zukunftschancen?
-              Logisch. In Österreich möchte ich jetzt mein Epidem machen.
-              Wo?
-              In Ischgl. Oder vielleicht im AKH. Mich nimmt man überall.
-              Verstehe. Wegen der einschlägigen Vorkenntnisse.
-              Und nachweislich praktischer Erfahrung.
-              Wo sind’s denn her?
-              Keine Ahnung. Wahrscheinlich aus St. Corona.
-              Am Wechsel? Oder am Schöpfl?
-              Am Wechsel vermutlich. Einmal da und einmal dort.
-              Aha, Sie wechseln von einem zum andern.
-              Ja freilich. Ich bin praktisch auf jeder Party.
-              Eingeladen?
-              Wozu? Einladungen und ich sind übertragbar.
-              Ich habe gehört, Sie entwickeln sich schön langsam zur Geisel 
               der Menschheit.
-              Blödsinn! Die einzige Geisel der Menschheit ist die Menschheit selber.
-              Wieso gehen Sie nicht auf Tiere los??
-              Wozu? Menschen sind mit Abstand die leichtesten Opfer.
-              Mit Abstand?
-              Nein. Trotz Abstand.
-              Sie wissen aber schon, dass Sie verfolgt werden.
-              Na und? Alles, was im Lauf der Menschheitsgeschichte verfolgt wurde, 
               gibt’s nach wie vor.
-              Haben Sie keine Angst?
-              Vor wem?
-              Zum Beispiel vorm Wetter?
-              Die Wetterlage macht Kummer. – Aber a nur in der ZiB.
-              Ich habe gehört, Sie vertragen die Wärme nicht so gut.
-              Lächerlich. Es wird eh wieder kalt.
-              Aber nicht auf Dauer. Der Sommer wird kommen.
-              Na und? Da bin ich schon längst im kühlen Norden heimisch.
-              Sommerfrische sozusagen.
-              Ja. Bei frischem Sommer.
-              Sagen Sie jetzt ehrlich: Wie geht’s Ihnen so, wenn Sie überall 
               abgelehnt werden?
-              Man macht sich halt selbständig. Ich bin auf die, die mich ablehnen, 
               nicht angewiesen.
-              Ich finde schon. Wenn’s die nicht geben tät‘, hätten Sie keine Chance.
-              Bis es so weit ist habe ich noch jede Menge Spaß.
-              Bis es wie weit ist?
-              Bis es die, die mich ablehnen, nicht mehr gibt.
-              Und Sie glauben, Sie schaffen das?
-              Logisch.
-              Na ja, wenn Sie’s glauben.
-              Man glaubt so lange bis man dran glaubt.
-              Hoffentlich.
-              Wie meinen Sie das?
-              Es besteht Hoffnung, dass Sie eines Tages dran glauben.
-              Und dann?
-              Dann sind Sie weg. Fort. Ausgerottet.
-              No und? Kommt wer anderer.
-              Wer?
-              Hören oder lesen Sie keine Nachrichten? Erdogan, Trump ... 
               und etliche andere.
-              Geh bitte, so gefährlich sind die auch wieder nicht.
-              Na ja, wenn Sie’s glauben.
-              Ist doch wahr.
-              Meine Liebe – Ich bin momentan der Einzige, der diese Typen 
               im Griff hat.
-              Wieso?
-              Solange die mit mir beschäftigt sind kommen’s auf keine anderen 
               blöden Ideen.
-              Soll man Ihnen jetzt noch dankbar sein?
-              Warum nicht?
-              Sie sind ganz schön arrogant.
-              Arrogant nicht. Ich habe nur Macht über die Hilflosen. Das ist                             realistisch, nicht arrogant.
-              Und wie geht’s weiter?
-              Keine Ahnung. Schau ma, wie’s weitergeht.
-              Wie kann man Sie loswerden?
-              Mit Disziplin, Zusammenhalt, Demut und Hilfsbereitschaft.
-              Aber das hat doch noch nie funktioniert.
-              Eben!
-              Und das nützen Sie jetzt aus.
-              Irrtum. Dadurch wurde ich erst geboren.
-              .......
-              .......
-              Na dann ...
-              Genau. Bis dann !

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