Montag, 30. März 2020

Ich möchte so gerne berühmt werden


„Ich wäre so gerne berühmt. Die Gelegenheit ist günstig. Gerade jetzt, wo die Kanzeln für Sündenverkünder gesperrt sind, die Bierzelte für Scharlatane geschlossen bleiben, die Schauspieler, Kleinkünstler und Sänger kein Publikum um sich scharen können, die Stadien frei sind vom stänkernden, mobbingaffinen Mob, die Ernsthaftigkeit der Konzertsäle in gähnender Leere verhallt – gerade jetzt hätte einer wie ich seine Chance. Und die muss ...“

„Die Frage war aber, wie gehen Sie persönlich mit Quarantäne um.“

„Ich sage ja: Da muss ich die Chance nützen. Die Menschen sind anspruchsloser geworden. Sie sind froh, wenn es überhaupt etwas gibt. Jetzt treffe ich sie zu Hause an, sie laufen nicht davon, und wenn sie es tun wollen, schickt sie die Exekutive wieder nach Hause.
Jetzt sind sie nicht abgelenkt von anderen Dingen, jetzt sind sie empfänglich für Botschaften. Jetzt entgleiten sie mir nicht oder  scharen sich um die, die schon berühmt sind. Jetzt sind sie ...“

„Wie schützen Sie sich vor dem gefährlichen Virus? Halten Sie die Abstände ein?“

„Wenn es etwas Neues gibt haben sich die Leute nicht darum geschert. Wenn sich niemand für mich interessiert hat, konnte ich noch sagen: ‚Die Leute stellen sich nur an.‘ Heute stellen sie sich an, wenn’s wo was zu kaufen gibt, da stehen sie Schlange, um was zu erhaschen. Sie stellen sich an für Medikamente, für alles Mögliche - oder für Nudeln und so weiter. Wer bitte, wer ist früher einer Zehnerpackung Häuselpapier nachgelaufen?“

„Wir wollen in unserer Straßenbefragung eigentlich nur wissen, ob Sie unter den derzeitigen Umständen leiden und wie Sie damit umgehen.“

„Sehr richtig. Die Menschen beginnen wieder auf das scheinbar Unwesentliche zu achten. Also vielleicht auch auf mich. Wann, wenn nicht jetzt? Vor wenigen Wochen wurde der Reset-Knopf gedrückt und jetzt steht alles auf Null. Gleiche Chancen für alle. Diese Chance möchte ich nützen.“

„Wie sehen Sie die Zukunft?“

„Schaun Sie, noch vor Wochen konnte man sich als goscherter Hochstapler mit einer b’soffenen G’schicht‘ zum Opfer stilisieren und weltweit Aufmerksamkeit erregen – so lange, bis bei dem der Groschen fällt - und er schön die Goschen hält‘. – Ich habe ...“

„Verzeihung, aber ...“

„Ja ja, mir fallen immer wieder so kleine Verse ein. Jetzt arbeite ich an einem Lied. Der Refrain geht so:

Ich möchte so gerne berühmt werd’n,
und bitte womöglich noch vor’m Sterb’n.
Der Wunsch ist – genauer betrachtet –
nur der, dass man mich auch beachtet.
Es reicht nicht das Loben und Liken –
Man soll, was ich sage, verbreiten!

Und da können Sie das Versmaß genau kontrollieren. Da stimmt alles. So ein Kleinod dichterischer Talentprobe darf heutzutage nicht untergehen.“

„Das ist ja sehr beeindruckend, aber waschen Sie sich auch regelmäßig die Hände?“

„Wer sind denn jetzt die Helden? Die, die früher keiner beachtet hat. Die Supermarktkassiererin, die Regalschlichter, die Ärzte, die einst als golfspielende Götter in Weiß verunglimpften wurden, die Krankenpfleger mit schlechten Deutschkenntnissen, die faulen Lehrer, die sich endlich vorrangig mit Bildungsvermittlung beschäftigen dürfen, während es so manchen  Eltern dämmert, dass sie nicht nur erziehungs“berechtigt“, sondern auch erziehungs“verpflichtet“ sind. Das Gleichgewicht wird wieder hergestellt.
Warum sind die plötzlich alle Helden? Die machen ihren Job wie vorher und sind nicht arbeitslos geworden wie viele andere. Deswegen braucht man doch nicht gleich übertreiben. Der Unterschied ist nur: Man kommt jetzt drauf, dass das, was sie tun, nicht selbstverständlich ist und dass sie an angreifbarer Front stehen.“

„Wie oft gehen Sie einkaufen?“

„Jetzt beklatschen wir diese Helden vom Balkon aus und kommen uns gut, gerecht und solidarisch vor. Wäre man schon vor diversen Krisen gut und gerecht gewesen, hätte es viele Krisen gar nicht gegeben. Menschen, die Wertschätzung äußerten, wurden nicht gehört. Das wäre zu wenig bombastisch gewesen. Aber jetzt ...“

„Sagen Sie, hören Sie mir eigentlich zu?“

„Die Menschheit ist die Drama-Queen der Schöpfung. Man muss immer Gutes tun und dafür natürlich Kollateralschäden in Kauf nehmen. Gutes tun kann wie ein Virus sein. Vor lauter „Gutsein“ übersieht man die Wirkung. Schon seit Jahrtausenden besteht der Glaube, dass man sich für das Gute ans Kreuz nageln lässt, für das „Gute“ sprengt man „das Böse“ in die Luft, man führt Kriege, man mordet, man vernichtet – andere Menschen, andere Lebewesen, die ganze Natur und damit sich selbst. Schaun Sie sich doch einmal ...“

„Haben Sie Angst um die österreichische Wirtschaft?“

„Schaun Sie sich doch einmal unsere Wirtschaft an. Bei den Tieren ist das einfach. Die sagen sich: Was ich brauche, das nehme ich mir. Fertig. So entsteht Gleichgewicht. Die Menschen wollen mehr als sie brauchen. Das kann nicht funktionieren.“

„Das klingt ja schon philosophisch. Sind das die Anliegen, die Sie unseren Hörern mitteilen wollen?“

„Wieso ‚Hörern‘?“

„Wir sind vom Radiosender ...“

„Radio? Das hört doch keiner. Ich dachte, Sie sind vom Fernsehen.“

„Wieso ist das für Sie wichtig?“

„Ich will ja berühmt werden.“

„Da sollten Sie sich im Internet umtun.“

„Meinen Sie? Was bringt mir das, wenn mich keiner weiterschickt?“

„Probieren Sie es mit Kettenbriefen, die aussehen, als wären es Menschlichkeitsaufrufe.“

„Und das funktioniert?“

„Und wie! Sie glauben gar nicht, welch strunzdumme Aufrufe es da gibt! Das wäre doch was für Sie.“

„Was muss ich da tun?“

„Am Anfang schreiben Sie, dass es die Wertschätzung verlangt, den Beitrag bis zu Ende zu lesen. Dann beklagen Sie die Schicksale bei Pest, Cholera oder Krebs – das Jammern liegt Ihnen ja offenbar - und dann suggerieren Sie, dass es die Menschlichkeit verlangt, das Posting weiterzuleiten. Und da sich gerade in Zeiten wie diesen keiner nachsagen lassen will, unmenschlich oder gefühlskalt zu sein, wird das Ding brav weitergeschickt.“

„Und was habe ich davon?“

„Das Gefühl, beachtet worden zu sein. So wie Sie es in Ihren Versen beschrieben haben.“

„Das ist aber wenig ...“

„Das waren aber Ihre Worte. Was wollen Sie denn noch?“

„Berühmt werden. Ich will, dass die Leute sagen: Wow, der ist gut!“

Gut? -  Dann lassen Sie sich ans Kreuz nageln. Wetten, Sie werden berühmt?“

„Ich will, dass die Leute gerne und freiwillig lesen, was ich schreibe...“

„Dann sollten Sie aber warten, bis die Kanzeln, die Bierzelte, die Theater, die Stadien und die Konzertsäle wieder offen haben.“

„Wozu?“

„Sie müssen den Leuten die Wahl lassen.“

„Aha ... und ... war das so verkehrt, was ich vorhin gesagt habe?“

„Keine Ahnung. Ich habe Ihnen genauso wenig zugehört wie Sie mir. Sie haben auf meine Fragen nicht geantwortet.“

„Wozu? Ihre Fragen waren so was von flach und uninteressant!“

„Sehen Sie – damit habe ich Ihnen keine Wahl gelassen, und Sie mir auch nicht. Was wollen Sie jetzt von mir?“

„Machen Sie mich berühmt.“

„Im Radio?“

„Auch wieder wahr. – Dann stelle ich dieses Gespräch ins Internet und hoffe, dass wenigstens einige Leute das weiterleiten.“

„Da hätten Sie aber am Anfang sagen müssen, dass man das bis zum Schluss lesen soll. Die meisten sind doch schon spätestens in der Mitte ausgestiegen.“

„Glauben Sie? Warum?“

„Weil der Text ein fürchterlicher ... na ja – sagen wir so: Damit werden Sie nicht berühmt. “

„Echt jetzt?“

„Ja, echt. Aber es besteht Hoffnung. Die Leute reagieren mittlerweile auf jeden – Verzeihung - Schas.“

„Und was soll ich jetzt tun?“

„Vergessen oder weiterleiten.“

„Und Sie?“

„Ich mache jetzt ein anderes Interview und achte auf Abstand.“

„Na schön. - Aber das Lied wird gut! ... Nicht nur liken – weiterleiten! – Und wenn du es nicht weiterleiten möchtest, dann teile mir das mit...“

1 Kommentar:

  1. Hallo zusammen, ich bin hier, um zu bezeugen, wie ich reich und berühmt wurde erfolgreiches Model auf der ganzen Welt, ich habe seit Jahren Not durchgemacht, seit ich meine beiden Eltern verloren habe, konnte ich meine Karriere nicht fortsetzen aufgrund von Finanzlösung damals, bis vor fünf Monaten meinte ich einen Freund, der mich in die Freimaurerfamilie eingeführt hat, zuerst hatte ich Angst, mitzumachen, weil ich so viele Fake News im Internet über die Freimaurerfamilie gelesen habe, und die ich jetzt kenne das stimmt nicht, alles waren Fake News, und ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um der Familie der Freimaurer, allen Brüdern und Schwestern in dieser Familie, ein großes Dankeschön zu sagen, ich bin so dankbar für die Unterstützung, die Sie mir alle geben, und für diejenigen, die dachten, die Freimaurerfamilie sei böse, die die Regeln und Vorschriften dieser Familie nicht kennt, bitte hör auf zu urteilen, was du nicht kennst, und hör auf, Fake News zu verbreiten, wenn du daran interessiert bist, Mitglied zu werden und das zu genießen Vorteile der Freimaurerfamilie, Kontakt aus unten stehende Adresse für weitere Informationen,
    WhatsApp; +31687329133
    Email; info.masonic.oregon@email.cz
    Email; info.masonic.oregon@gmail.com
    Oder lesen Sie mehr über uns unter Facebook-Seitenlink; https://web.facebook.com/infomasonicoregon

    AntwortenLöschen